Verhüllte Erinnerungen & bewegte Momente

Mein Blick auf den Reichstag

Vor genau 30 Jahren, im Juni 1995, wurde der Berliner Reichstag für zwei Wochen zum weltweiten Symbol für Freiheit, Wandel und künstlerischen Mut.

 

Christo und Jeanne-Claude verhüllten das Gebäude vollständig mit 100.000 Quadratmetern silbrig glänzendem Stoff und 15 Kilometern blauer Seile. Aus einem politischen Bauwerk wurde ein weltumspannendes Kunstwerk: Für zwei Wochen wurde der Ort der Macht zum Symbol der Freiheit, der Vergänglichkeit und der Schönheit des Moments. Millionen Menschen strömten herbei, ließen sich von silbrig schimmerndem Stoff und flatternden Seilen verzaubern. Es war nicht nur eine Verhüllung, es war ein kollektives Aufatmen, ein Fest der Kunst im Herzen eines wiedervereinigten Deutschlands.

 

Heute, genau 30 Jahre später, erinnern wir von Music Travel Hideaways nicht nur an dieses außergewöhnliche Kunstprojekt, sondern feiern auch den Reichstag als Ort großer Emotionen, vor allem auch in der Musikgeschichte.

 

Ich war während der Verhüllung fast täglich am Reichstag - wie so viele andere - und spürte: Hier geht es nicht nur um Kunst. Hier geht es um Emotionen, um das Staunen, um die Kraft des Ungewöhnlichen und um Mut für eine bessere Welt.

 

Diese Erinnerung trage ich bis heute in mir.

Und sie verbindet sich mit einem anderen ganz besonderen Reichstags-Moment, der sich tief in die Geschichte dieses Ortes und meine Vita eingeschrieben hat: David Bowies Konzert 1987, nur einen Steinwurf vom Reichstag entfernt, auf einer eigens errichteten Bühne in West-Berlin, so nah an der Mauer, dass man ihn in Ost-Berlin hören konnte.

Neben David Bowie traten auch die Eurythmics und Genesis bei diesem Festival auf.

 

Bowie sang u.a. “Heroes”, und auf der anderen Seite der Mauer lauschten junge Menschen heimlich, mit Tränen in den Augen. Es war nicht einfach ein Konzert. Es war ein musikalischer Akt der Hoffnung. Die Bühne stand symbolisch zwischen den Welten, zwischen dem Jetzt und dem Noch-Nicht, zwischen Trennung und Sehnsucht nach Freiheit und Verbindung. Bowie selbst sagte später:

„Ich habe nie so etwas wie dieses Konzert erlebt. Es war, als ob wir wirklich eine Verbindung hergestellt hätten.“

 

Heute, im Juni 2025, ist der Reichstag wieder ein Ort des Erinnerns. Anlässlich des Jahrestags der Verhüllung wird eine Seite der Fassade zwei Wochen lang durch eine Projektion symbolisch „verhüllt“. Es ist ein stilles Kunstwerk, das einlädt, innezuhalten. Ich war bereits da, ließ die Projektion auf mich wirken und es war, als sprachen Vergangenheit und Gegenwart miteinander. Emotional, bezaubernd, stark. Es hat mich sehr berührt, die 24 Hochleistungsprojektoren simulieren die Verhüllung und "versetzen" den virtuellen Stoff in Bewegung.

 

Wir ehren Christo und Jeanne-Claude für ihren Mut, Schönheit in den politischen Raum zu bringen. Und wir erinnern an David Bowie, der mit seiner Musik viele Generationen bewegt hat und bis heute bewegt - wortwörtlich über Mauern hinweg.

 

Ich liebe es, solche Orte mit Leben zu füllen und diese Momente aufzunehmen und in mir zu tragen. Musikreisen führen uns nicht nur zu Konzerten sie führen uns zu Momenten, zu Erlebnissen, zu Emotionen, die uns verwandeln. Der Reichstag, dieser Ort zwischen Geschichte und Kunst, zwischen Macht und Menschlichkeit, ist für mich ein ganz besonderer Ort.

 

In einer Welt, die sich so schnell dreht, brauchen wir solche Erinnerungsorte.

Und wir brauchen Musik, die uns verbindet, über alle Mauern hinweg: We can be heroes.